Eine Stiftung als Versorgungswerk für die eigenen Parteigänger?

Die Landesregierung in Mecklenburg-Vorpommern plant die Gründung einer Stiftung, angeblich, um das Ehrenamt im Land zu stärken.
 
Die Idee könnte einer geselligen Bierrunde entsprungen sein, bei der die Mächtigen im Land darüber philosophiert haben, wie man für verdiente Parteigänger Posten schaffen könnte. Wichtig wäre es hierbei, dem Ganzen einen seriösen Anstrich zu verpassen. Irgendetwas Soziales oder so, so etwas kommt immer gut an. Irgendwer muss dann, vielleicht schon nach dem dritten Bier, auf das Ehrenamt gekommen sein. Das Ehrenamt wird zwar als solches schon vielfach gefördert und ausgezeichnet, man denke nur an die Medaillen von Innenminister Lorenz Caffier, aber gegen eine gesonderte Förderung eines guten Zweckes kann ja eigentlich keiner sein?
 
Gesagt, getan. Und, um dieses Projekt in die Tat umzusetzen, sollten keine neuen Planstellen in irgendwelchen Ministerien geschaffen werden, so etwas muss man nur lästig rechtfertigen und auch noch bei den Haushaltsberatungen genehmigen lassen, nein, so etwas wird gleich ausgelagert. Die Idee mit der Stiftung war geboren und die Finanzierung dieser Einrichtung war ein Leichtes. Die Stiftung zur Stärkung des Ehrenamtes erhält nach den Vorstellungen der Landesregierung ein Grundkapital von 200.000 Euro und zudem einen jährlichen Zuschuss in Höhe von 1,4 Millionen Euro. Normalerweise finanziert eine Stiftung ihre Aufgaben aus den Erträgen ihres Kapitals und läst das Stiftungskapital unberührt. Da in Zeiten negativer Zinsen hier nichts zu erwirtschaften ist, wurde die Form des Zuschusses gewählt. Gleich sieben Planstellen sollen geschaffen werden und produzieren Verwaltungs- und Personalkosten in Höhe von jährlich 480.000 Euro, mithin im Schnitt rund 70.000 Euro pro Kopf.
 
Und dieses Personal wird benötigt, um Ehrenamtliche zu beraten und sogar weiterzubilden. Weiterbildung im Ehrenamt als Stiftungsgegenstand, darauf muss man erst einmal kommen! Eine Weiterbildung findet ja längst landauf, landab statt, nämlich bei den Trägern ehrenamtlicher Arbeit. Ob Feuerwehr, Sanitäter oder Schiedsrichter, alle werden durch ihre Verbände und Organisationen an die Hand genommen. Die Stiftung will sich um viele einzelne Ehrenamtliche sorgen und auch kleine Aktionen betreuen und umsorgen, die sonst angeblich aus dem Raster der üblichen Förderungen fallen. Nun gut, aber mal ehrlich, welchen Weiterbildungsbedarf sieht man denn bei solchen Mini-Projekten ernsthaft? So wirklich überzeugend klingt dieses „Geschäftsmodell“ nun wirklich nicht. Eine Stiftung, die doppelt so hohe Verwaltungskosten wie Stiftungskapital hat, findet man auch nicht überall. Für die Auswahl des Personals ist zudem ein von der Landesregierung gesteuerter Stiftungsvorstand zuständig. Was hier als „Stärkung des Ehrenamtes“ verkauft werden soll, riecht nun wirklich nach Versorgungswerk für die eigenen Parteigänger. Hier geht es offenbar weniger ums Ehrenamt, hier geht es vielmehr um die Ausdehnung des Parteienstaates bis hinein in die zivilrechtlichen Strukturen des Landes. Und so etwas sollte man nicht unterstützen, erst recht nicht, wenn es im Deckmantel des Ehrenamtes daherkommt!
zurück | drucken Erstellt am Freitag, 17. April 2015