Eine Lizenz zum Gelddrucken

Mit der Umstellung von den bewährten Diplomstudiengängen auf das gestufte und völlig verschulte Studiensystem (Bachelor, Master) entstand im Zuge des Bologna-Prozesses eine neue Bürokratie. Dabei müssen sich die Hochschulen jeden einzelnen Studiengang von speziellen Agenturen beglaubigen („akkreditieren“) lassen – eine Lizenz zum Gelddrucken.
 
Die Agenturen zeichnen für die Akkreditierung von Studiengängen und Abschlüssen verantwortlich. In den Kommissionen sitzen meist hochschulexterne Gutachter („peers“). Sie werden hinzugezogen, um das jeweilige Studienprogramm inhaltlich zu begutachten und letztlich entscheidende Empfehlungen zu geben. Die Kosten für die Akkreditierungen haben die Hochschulen zu tragen.
 
40.720 Euro hat zum Beispiel die Fakultät für Wirtschafts-Wissenschaften der Hochschule Wismar 2011 an eine der Agenturen entrichtet. Für den Studiengang Wirtschaftsinformatik berappte die Fachhochschule Stralsund 2008 immerhin 10.165 Euro. Damit Umweltschutz mit dem Abschluß Master unterrichtet werden kann, bezahlte die Uni Rostock 2006 glatt 12.000 Euro. Die Liste ließe sich fortsetzen.  
 
Der bildungs- und hochschulpolitische Sprecher der NPD-Landtagsfraktion, David Petereit, stellte kürzlich eine Kleine Anfrage zum Thema, mit der er überdies in Erfahrung brachte, welche Mittel die Universitäten und Hochschulen des Landes bislang für die Akkreditierungen aufgewendet haben.
 
Hochschule Zeitraum Aufwendung für Akkreditierungen
Universität Greifswald 2004 – 2012 152.944
Universität
Rostock
2005 – 2012 184.932
HS für Musik und Theater Rostock 2008 - 2011   46.010
Hochschule Neubrandenburg 2001 – 2011 167.800
Fachhochschule Stralsund 2001 - 2012 183.751
Hochschule Wismar 2002 – 2012 387.184
 
* Quelle: Landtagsdrucksache 6/1014; keine Akkreditierungen liegen laut Landesregierung im Hinblick auf Greifswald für die Jahre 2002, 2003, 2008 und 2009, Rostock für die Jahre 2002 – 2004, 2007 – 2009, Neubrandenburg für die  2003 – 2004 sowie Stralsund für die Jahre 2002 und 2011 vor.
 
Bürokratie schröpft Hochschulen
 
Zu den Ergebnissen der Anfrage erklärte David Petereit:
„Fest steht einmal mehr, daß der Bologna-Prozeß mit seinem gestuften Studiensystem aus Bachelor und Master mit einer zusätzlichen Knebelungs-Bürokratie in Gestalt der Akkreditierungs-Agenturen verbunden wurde. Die Hochschulen müssen so zusätzliche Ausgaben tätigen, die sie auf Garantie an anderer Stelle lieber verwenden würden. Das Land schaut tatenlos zu, wie die Hochschulen zur Ader gelassen werden.“
 
Weiter erklärte Petereit: „Auf meine Frage, ob die ,Europatauglichkeit‘ von Studiengängen nicht ebenso gut vom Land festgestellt werden könnte, wodurch die so genannten Verträge der Hochschulen mit den Agenturen hinfällig würden, wird lapidar geantwortet: ,Mit der Umstellung auf das gestufte Studiensystem wurde die Akkreditierung von Studiengängen als staatsferne Qualitätssicherung eingeführt.‘ Auch ist dem Bildungsministerium nichts über die Beschäftigtenstruktur der Agenturen bekannt. Immerhin, wird seitens der Landesebene erklärt, wäre es aber möglich, das 2004 geschlossene Verwaltungsabkommen der Kultusminister zur ,Stiftung: Akkreditierung von Studiengängen in Deutschland‘ zu kündigen. Das wäre ein erster richtungsweisender Schritt, bevor dem Akkreditierungs-Unwesen gänzlich der Garaus gemacht werden muß.“ 
zurück | drucken Erstellt am Sonntag, 16. September 2012